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Architecture and Crime

Aus der Not heraus Gebäudeabriss

Sind Menschen wirklich so zerstörerisch?

Dieser Artikel informiert über Anzeichen, die darauf hindeuten, dass gebaute Strukturen einen Beitrag zu Leerstand, Kriminalität bis hin zum scheinbar unvermeitbaren Abriss leisten. Wird der Faktor Architektur frühzeitig berücksichtigt, kann dies vermieden werden.

„ I never thought people were that destructive.”

„It’s a job I wish I hadn’t done [1].”

Yamasaki über Pruitt Igoe

1972 wurde das Projekt Pruitt Igoe (USA) nach Zuständen von Leerstand und unkontrollierbarer Kriminalität abgerissen. Es ist weder das erste noch das letzte Projekt, dem dieses Schickal wiederfährt. Das Harter Plateau (Österreich) , Rockwell Gardens (USA) und teilweise Bijlmermeer (Niederlande) sind weitere Beispiele. Yamasakis Zitat gegenüber Architectural Review macht deutlich, dass er die darin lebenden Menschen verantwortlich macht und sie als zerstörerisch bezeichnet. Später räumt er Fehler Seitens der Gestaltung ein [2]. 

„ der Mensch verletzungsmächtig und verletzungsoffen ist.

Die Motivationen zur Gewalt sind so unterschiedlich und vielfältig,

dass sie sich einer überschaubaren Liste entziehen.

Kein genetisches Programm schränkt die Gewalttätigkeit des Menschen

auf bestimmte Situationen ein. Zum Täter kann jeder werden… [3]” 

Trutz von Trotha

Die Fähigkeit, dass Menschen Dinge zerstören können, ist vorhanden. Gerade deshalb  liegt der Fokus in diesem Artikel darauf, erste Anzeichen zu erkennen, die verdeutlichen, dass die Auswirkung von gebauten Strukturen schrittweise unbemerkt ablaufen. Damit geht einher, dass hier Ursachen liegen, die erkannt werden können.

Der erste Eindruck über das errichtete Projekt war positiv und motivierend. Die Anfangszeit des Wohnens war von Optimismus und Gemeinschaft geprägt. Mit der Zeit verändert sich die Stimmung.

„ It was like a oasis in the dessert.”

„sometimes somebody put out a

record player somewhere …

we started a party …

we danced …

and everybody

come from everywhere ….“

„ first you just get out and meet somebody …

in the end you where worrying who is out there.“

„ the danger was just around the corner….“

„ it was uncontrollable…. [4]“ 

Aussagen von Bewohner:innen

Innerhalb dieses Entwicklugszyklus gab es Initiativen von Bewohner:innen, Sanierungsversuche von Seiten der Hausverwaltung und eine einer Vielzahl von Hypothesen zu möglichen Ursachen von Personen u.a. aus dem Bereich Politik, Medien, Architekturkritik und der Öffentlichkeit. Es setzt Ratlosigkeit ein. Mit dieser Ratlosigkeit als Auswirkung des Mangels an konkrete Ursachen und damit Lösungsansätzen, beginnt die Suche nach den “Schuldigen [4]”.

„ the crime was real but the crime stigmatized the people inside… [4]” 

Alte Projekte, alte Probleme? Nein. Verdichtung, Hochhäuser und die Realisierung von so genannten Megacities wie the Line bringen die Notwendigkeit mit sich Kriminalitätsprävention architektonisch mitzudenken und bei der Planung zu berücksichtigen. Durch die Auseinandersetzung mit komplexen Problemstellungen können wir lernen und verhindern, dass vermeidbare Fehler mit verheerenden Konsequenzen sich wiederholen.

Zusammenfassung der Anzeichen:

Anzeichen 1: die gemeinschaftlich positive Stimmung verändert sich und erste Formen und Anzeichen von Kriminalität schleichen sich ein

Anzeichen 2:  gemeinschaftliche Initiativen sowie  bauliche Sanierungsmaßnahmen erzielen nicht den gewünschten Effekt

Anzeichen 3: Ratlosigkeit über Ursachen von Kriminaltät im gebauten Raum

Anzeichen 4: Bewohner:innen als die “Schuldigen” zu identifizieren

Der Apell von ACC liegt darin genau hinzuschauen und zu erkennen welchen Beitrag  baulichen Strukturen haben. Diese erkennen. Lösungsansätze finden. Aus ihnen lernen und kriminalitätspräventiv zukünftige Projekte gestalten.

Im nächsten Artikel gehen wir ausführlicher auf das Projekt Pruitt Igoe ein.

Literatur:

[1] PRUITT-IGOE: THE FAILED PUBLIC HOUSING PROJECT AND SYMBOL OF A DYSFUNCTIONAL URBAN ABYSS, in The Guardian 1.2020, https://t1p.de/sydbd, abgerufen 22.4.23.

[2] Minoru Yamasaki (1912-1986, in The Architectural Review 2.2.2019, https://t1p.de/9zn5t, abgerufen 22.4.23.

[3] Trutz von Trotha, Über die Zukunft der Gewalt, in Journal Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform, S. 349,   https://t1p.de/64kcl, abgerufen 22.4.23.

[4] Chad Freidrichs, Film: the Pruitt-Igoe myth, Online streaming zum Kauf: https://t1p.de/1rb8g,  abgerufen 22.4.23.

 

Zitation:

Anmerkung zur Zitation: Direkte sowie indirekte Zitate werden durch [Nummerierung] im Text und deren Auflistung im Literaturverzeichnis gekennzeichnet. Der Artikel basiert auf der angegebenen Literatur und der fachlichen Beurteilung der beiden Autor:innen Janine Müller und Konrad Melzer.

 

Das Team

Als AAC-Team machen Janine & Konrad auf Herausforderungen im Bezug auf Kriminalität und Architektur aufmerksam und zeigen Lösungsansätze auf.  Für sie haben Städte und Architektur eine gesellschaftliche Verantwortung und Aufgabe.

Konrad Melzer

Human centered architecture

Mit einer klassisch universitären Architekturausbildung und der Spezialisierung auf Wohn- und Architekturpsychologie verbindet Janine & Konrad ein hingebungs- volles Interesse an Lebensräumen, wo sich Zusammenleben und Natur entfalten können. Sichere Lebens- raüme untersützen das Sicherheits- bedürfnis und sich essentielles Menschenrecht für alle.

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Janine Müller

HUMANarchitect

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